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Wert und Preis - ein unverdächtiges Begriffspaar

Wert und Preis ... Wert oder Preis ... Wert ohne Preis - Wer entscheidet das?

von Hansjörg Schwarz

 

Viele von uns, wenn nicht die meisten, verwenden diese Begriffe synonym. Es wird seitens der Werbung auch so suggeriert: "... im Wert von ...". Oder auch platt formuliert: "Es kostet, was es kostet." oder "Was nichts kostet, ist nichts wert."

 

Ist das so?

 

Es gibt viele Dinge, die für den einen einen großen Wert haben, für den anderen aber wertlos sind. Erinnerungsstücke zum Beispiel. Aber auch Dinge, die sich abgenutzt haben. Das lässt sich sehr gut beim alljährlichen Sperrmüll beobachten. Aber nicht nur dort. Beim Sperrmüll werden Dinge zum Preis von Null hergegeben, für die früher durchaus stolze Preise bezahlt wurden. Dinge, die durchaus noch funktionieren, die aber inzwischen von Neuem ersetzt wurden.

 

Ein anderes Beispiel, das bei vielen nur Kopfschütteln hervorruft, sind alte Kleider, alte Jeans insbesondere, die weggeworfen werden. Andererseits werden Jeans neu gekauft, die künstlich auf verschlissen getrimmt wurden. Abgabe zum Preis vom Null bei den Altkleidern, Einkauf zum stolzen Preis - aber neu; auf alt getrimmt.

 

Früher - und das ist gerade einmal ein halbes Jahrhundert her - wurden Dinge wieder und wieder verwendet. Aus der Not heraus war Kreislaufwirtschaft das eigentliche Geschäftsmodell; Reparieren der Normalfall. Ein beeindruckendes Buch dazu hat Annette Kehnel, Professorin in Mannheim für Mittelalterliche Geschichte, geschrieben: Wir konnten auch anders - Eine kurze Geschichte der Nachhaltigkeit. Da gab es praktisch nichts, was nicht von Wert war. Und in der letzten Verwendung wurden z.B. Lumpen dann - zum kostbarem Rohstoff zur Herstellung von Papier.

 

Unsere Wegwerfgesellschaft - diesseits und jenseits des Nordatlantiks, aber nicht nur dort -, übernutzt unseren Planeten. Es ist kein Zufall, dass seit einem halben Jahrhundert wir Menschen mehr verbrauchen, als unser Planet uns an Ressourcen nachhaltig zur Verfügung stellt. Durch die wachsende Bevölkerung? Ja, aber vielmehr durch die enorme Ausweitung des Wegwerfkonsums in den sogenannten entwickelten Gesellschaften - also bei uns.

 

Wenn wir also erkennen (würden), dass der Wert und der Preis von Dingen, die wir nutzen, selten das Gleiche ist, dass Dinge, die für uns keinen Nutzen mehr haben, für andere durchaus noch einen Nutzen haben und wir diesen Dingen ein zweites Leben geben, dann befinden wir uns auf dem richtigen Weg. Unsere Kinder und Kindeskinder werden es uns danken.

 

Wert und Preis - ein Begriffspaar, das uns zum Nachdenken, aber noch mehr zum Vorausdenken anregen möge.

Bildnachweise: Hansjörg Schwarz

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