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Free Rider – Energie x Klima x Strom (3)

von Marcus H.V. Lohr

Lesezeit: 5 Minuten (1.000 Wörter)

 

Dieser Blog sucht Lösungen der Probleme, die keine sein müssten. - Ein wichtiger Bestandteil unseres Ansatzes sind kluge Fragen, denn: „In einer klugen Frage liegt die halbe Antwort“. 

Trittbrettfahrer – Falsche Anreize durch falsche Systeme!

Die gegenwärtige Krise aus Energie und Klima und als Folge Wirtschaft lässt sich zu einem sehr großen Teil durch die menschliche Eigenschaft der Trittbrettfahrerei erklären.

BILD: DREI FREERIDER AUF EINER STRASSENBAHN, von Marcus Lohr

Trittbrett 1: Big Oil

Ich beginne mit dem einfachen Teil, dem Fingerzeig auf andere. Big Oil. Die großen Öl-Multis haben im 2. Quartal 2022 ihre Gewinne ver-3-facht, teilweise knapp ver-4-facht. Sie müssten Putin dafür die Füße küssen. Sie haben weder Skrupel dieses Geld leistungslos einzustreichen noch Moral es wenigstens zukunftsstiftend zu investieren. Wie es in den Nachrichten heißt, werden die Profite entweder einbehalten, an die Aktionäre ausgeschüttet oder für Aktienrückkaufprogramme (zur Steigerung des eigenen Aktienkurses = Börsenwertes) verwendet. Ich habe das nicht weiter recherchiert, sondern glaube das den öffentlich-rechtlichen Nachrichten. 

BILD: GEWINNE DER ÖLMULTIS IM 2. QUARTAL 2022, Quelle: statista

 

Die BIG-OIL-Firmen sind mit hoher Wahrscheinlichkeit ohnehin ein Auslaufmodell, weil sie Opfer ihrer eigenen Ignoranz und Arroganz werden. Betriebswirtschaftlich vorhersehbar werden sie in den nächsten 10 bis 20 Jahren (so meine Vorhersage) dem Innovator’s Dilemma zum Opfer fallen.

Sie sind zu fett, zu träge, zu selbstgefällig, zu gierig geworden, um die Zeichen der Zeit tatsächlich erkannt zu haben. Die Kriegsgewinne dank Putins sind ein letztes Aufbäumen eines obsoleten Geschäftsmodells. Es wird in 10 bis 20 Jahren kein fossiler Rohstoff zum reinen Verbrennen mehr gebraucht werden. Öl wird dann nur noch als Basis für Produkte aus der chemischen Industrie gebraucht. Und auch dort nur (vgl. Plastikmüll), wo die Einsätze sinnvoll sind. Gas hängt oft am Öl. Ja, das wird man als Beifang (Kuppelprodukt) noch nutzen wollen. Oder man fackelt es ab, wie es Venezuela, eines der rohstoffreichsten Ölländer tut, weil trotz allen Rohstoffreichtums die Investitionen nicht sinnvoll ankommen, das ausströmende Gas sinnvoll zu nutzen. – Finde den Fehler!

Big Oil hätte die Möglichkeit, wenn sie klüger als gierig wären, die enormen Gelder jetzt in Zukunft zu investieren als sie für kurzfristige Aktionärsbefriedigung zu verbrennen.

Aber verbrennen ist eben ihr Geschäftsmodell.

 

Big Oil fährt Trittbrett auf Kosten der Gesellschaft!

Trittbrett 2: Energie & Rebound Effekt – Ver(sch)wendung ohne Demut!

Jetzt kommt der psychologische schwierigere Teil. Der Spiegel vor uns selbst. Wir hatten hier im letzten Beitrag bereits das Aha-Erlebnis, wie viel Energie eigentlich in einer Kilo-Watt-Stunde steckt .. und wie wenig wir daraus machen.

Link zur Folge "Leben = Energie x Klima x Strom (2)"

Ich kann mich noch an die Ölkrise und die autofreien Sonntage erinnern, um Öl zu sparen. Bekanntermaßen hat das nicht zum 3-Liter-Auto geführt. Das war unverkäuflich. Niemand wollte das haben. Stattdessen wurden die Autos immer größer und das Verhältnis, was man für 100 km Benzin oder Diesel ausgeben musste, wurde bezogen auf den Fahrzeugpreis, der immer stärker stieg, im Vergleich mit 1974 sogar billiger.

 

Das ist aber ebenfalls Trittbrettfahrerei. Auf Kosten der Natur, der Gesellschaft, zukünftiger Generationen. Man nennt es Rebound-Effekt. Dass Technologie die Dinge erschwinglicher macht und wir stattdessen mehr statt weniger davon ver(sch)wenden.

Trittbrett 3: Verschieben auf nachfolgende Generationen

Es ist alles bekannt! Die negativen Effekte, die durch unserer Handeln verursacht werden. Es gibt sogar Lösungen, wie das Coase-Theorem.

        1824 - Joseph Fourier – Treibhaus-Effekt formuliert.

        1960 – Coase Theorem – Bepreisung negativer externer Effekte

        1972 - Club of Rome (Meadows-Report) – The Limits to Growth

 

Ronald Coase entwickelte die Idee bereits 1960. Grob besagt es: Gebt negativen Effekten einen Preis. Den Wirtschaftsnobelpreis, (der genau gesagt kein von Alfred Nobel gestifteter Preis ist, wie für die anderen Disziplinen, sondern von der Schwedischen Nationalbank), erhielt Coase 1991. Wir haben jetzt bis etwa 2021 gebraucht, bis CO2 einen Preis bekommen hat. So viel Zeit - 60 Jahre von der Erkenntnis bis zur Umsetzung - werden wir in Zukunft nicht mehr haben.

Davon handelt unsere Reihe: 8 Menschheitsaufgaben in einer ½ Generation.

Es sind viele Bücher darüber geschrieben worden, wie wenig diese Themen umsetzungsorientiert behandelt wurden. Obwohl sie bekannt waren. Wie viel verdrängt wurde. Insbesondere durch Lobbys, die daran verdienten, sich nicht damit zu beschäftigen. Natürlich ist das ein gewisser Rückschaufehler, zumindest bis zurück in 1824. Damals betrug die Weltbevölkerung etwa 1 Milliarde Menschen und niemand konnte und wollte sich vorstellen, dass so wenige Menschen so viel Schaden anrichten können. Und dann ließ man es „laufen“. Unsere Systeme verstärkten das. Das Wachstum war exponentiell.

„Die größte Schwäche der menschlichen Zivilisation ist unsere Unfähigkeit, eine exponentielle Wachstumsfunktion zu begreifen.“ (Allen A. Bartlett, 1969)

 

Allerdings ab spätestens 1972 ist es allerdings kein Rückschaufehler mehr, sondern ein Vorschaufehler.

BILD: By YaguraStation - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=92084922

 

 

Man hatte das auch gar nicht proaktiv untersucht. – Übrigens tut man das auch bis heute nicht sehr oft nicht bei technologischen Entwicklungen. Das Silicon Valley hat etwa das Leitmotiv: „Lieber nachher um Entschuldigung bitten als vorher um Erlaubnis zu fragen.“ … und mit ihm die meisten Branchen.

Gewinne individualisieren, Schäden sozialisieren! … Das ist die logische Folge des System-Versagens. 

Trittbrett 4: Nutzung der gesellschaftlichen Infrastruktur

Eine weitere wichtige Trittbrettnutzung erfolgt durch die Plattformökonomie. Solche neueren Geschäftsmodelle – Stichwort: „Das Internet ist für uns alle Neuland.“ – basieren im Wesentlichen auf der Nutzung von Grundlagenforschung, Basis-Technologie und Infrastruktur der Allgemeinheit einerseits und dem sich selbstverstärkenden Netzwerkeffekt, der zur Quasi-Monopol-Stellung führt, andererseits. Was wäre amazon ohne die Infrastruktur der Straßen? Was wären die Internetkonzerne ohne die öffentliche Infrastruktur des Internets?

Und warum kommt jetzt das Beispiel mit dem König Fußball so prominent? – Gerade im Männerfußball hat auch dort das Wirtschaftssystem den gesamten Sport „gekapert“. Es hat sich verselbständigt, durch die Fehlallokationen aufgrund eines unkorrigierten Geldsystems, welches einfach nur seine Wirkung entfaltet. Man könnte es als Versuchslabor betrachten, aus wissenschaftlicher Sicht.

Ablösesummen von einer Viertel-Milliarde Euro für einen einzigen Spieler! Allein von 1% Zinsen auf diese Summe könnte man mit 2,5 Millionen auskömmlich leben. Hier ein paar sehr provokative Fragen:

·        Darf ein solcher Spieler, der so wertvoll ist, überhaupt noch auf die Toilette gehen?

·        Wenn der Kinder hat: Ist seine Zeit nicht viel zu wertvoll, diese Kinder zu erziehen?

·        Wie passt das zu der künftigen Generation Fridays for Future?

o  Jeder Verein verkauft jedes Jahr an seine Fans neue Trikots als Fanshop-Artikel, insbesondere zur Finanzierung von Star-Transfers. (Die Trikotverkäufe zahlen einen beträchtlichen Teil der Transfers. Nicht für die ¼ Milliarde, aber bei 2-stelligen Millionen Transfers schon. – Die Explosion kommt durch die Fernseh-Rechte. Mit dem paradoxen Ergebnis, dass es dann für die Öffentlich-rechtlichen oft zu teuer wird).

o   Zu Test-, Trainings-, Freundschaftsspielen mehrere Tausend Kilometer fliegen.

Es ist mit dem Trittbrettfahren in etwa so, wie die Preissteigerung einer Immobilie durch den Lieblingsspruch aller Makler: „Lage, Lage, Lage!“. Aber was genau ist Lage? Was macht sie aus? Wenn nicht durch die Allgemeinheit geschaffen?! – Infrastruktur, Kommunikation, Energieversorgung, Zugangswege, Gewerbe, Betriebsamkeit, „Kiez“-Atmosphäre, Freizeit- und Erholungswert, Einbindung ins Öffentliche Leben, etc.

 

Das mit der Trittbrettfahrerei wird in späteren Folgen, wenn wir uns tiefer mit den Systemmängeln und ihren Lösungen beschäftigen, noch wichtig werden. 

Das soll an dieser Stelle noch nicht vertieft werden. Die meisten wissen das oder spüren es zumindest. Wir müssen daher den Finger nicht ständig in der Wunde herumdrehen oder Salz hineinstreuen. Die meisten erkennen die Probleme. Sie suchen nach Lösungen.

Nach Lösungen, die praktikabel und finanzierbar sind.

Sie wissen nur noch nicht genau: WIE?

 

Basiswissen – Energie x Klima x Strom. Die Energiekosten entgleiten uns. Das müsste nicht sein. Denn Energie gibt es genug und gratis. Erneuerbar! Unsere Preisverteilungssysteme verhindern bislang saubere Energie. Das „erstickt“ uns und unsere Wirtschaft und unsere Erde mit. Um neue Ansichten und Einsichten geht es in diesem Blog.

 

Lösungen GIBT es!

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