von Marcus H.V. Lohr
Lesezeit: 3,5 Minuten (700 Wörter)
Dieser Blog sucht Lösungen der Probleme, die keine sein müssten. - Ein wichtiger Bestandteil unseres Ansatzes sind kluge Fragen, denn: „In einer klugen Frage liegt die halbe Antwort“.
Die Zukunft ist VUKA. (Volatil, Unsicher, Komplex, Ambig (mehrdeutig)). Und das exponentiell. Daher benötigen wir bessere Strategien.
Eine Menge Gerüste hat sogar der Kölner Dom über sich ergehen lassen müssen, damit er eine Zukunft hat.
Was gemessen wird, wird erreicht (Peter F. Drucker)
Drucker hatte aus Sicht eines Unternehmens den Kunden als Ziel im Auge. Im öffentlichen Bereich, also beim Staat, haben wir mittlerweile einen Staat, der nicht mehr seine Bürger im Auge hat, sondern die Karriere der jeweils handelnden Akteure. Diese entfernen sich immer mehr von der Lebenswirklichkeit.
Schlimmer: Es besteht ein zunehmendes Misstrauen des Staates gegen seine Bürger und es gibt einen zunehmenden Lobby-Einfluss. Das führt zu immer mehr Mikro-Management und Fehlanreizen in unseren Systemen.
Peter Drucker wusste auch, dass Mikro-Management nicht funktioniert. Drucker war Pionier der Wissensgesellschaft (1960er Jahre). Wissen wächst nicht nur, wenn man es teilt. Es ist auch die Voraussetzung dafür, dass man sein jeweiligen „Geschäftsmodelle“ mit den richtigen Daten versorgen kann. Für richtige Entscheidungen braucht es:
1. Das richtige Wissen um die Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge.
2. Die richtigen Eingangsdaten.
3. Eine solide Modellierung und Simulationsfähigkeit, umgangssprachlich: Man muss planen können.
4. Prozessdenken ist wichtig: Nichts in der Welt – außer dem Urknall – geschieht trägheitslos. Selbst Gedanken brauchen ihre Zeit. – Daher muss man die Zeitschiene immer mitdenken in akut, mittelfristig und langfristig. Das ist physikalisch ein Grundgesetz. Und psychologisch auch.
Das muss nicht heißen, dass alles perfekt sein sollte. Denn das ist eine Illusion. Aber man muss die Grundmechanismen verstehen. Im Englischen bedeutet das „First Principles“. Dann findet man auch innovative Lösungen.
Die Grundvoraussetzung für das Erkennen und Verstehen solcher grundlegender Zusammenhänge bilden #Mengengerüste.
Alle vier Voraussetzungen „schleift“ die Politik, bzw. hat sie in der Vergangenheit geschliffen.
Bildungswüste
Wir sind eine Bildungswüste. Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge, mathematisch-naturwissenschaftliche Bildung, sogar Alphabetisierung (bei 6 Millionen funktionaler An-Alphabeten) sind geschmolzen wie Gletschereis im Klimawandel.
Im Sport ist es deutlich: Wenn der Nachwuchs nicht gefördert wird, gibt es nachher keine Medaillen.
Nichts ist teurer als verschleppte Bildung. Die Folgen ergeben sich erst nach der Karriere der jeweils entscheidenden Politiker. … also außer Klimawandel, Energiekrise, Nahrungsmittelkrise, …
Digitalisierungskrise
Wir sind eine Digitalisierungswüste. Wir schauen Ländern wir Chile ehrfürchtig und mit offenem Mund hinterher. Vollständige und relevante Daten sind kaum vorhanden, indes nehmen FakeNews zu. Wissen zu teilen, wird erschwert durch das Mikro-Management des Urheberschutzes. Tatsächlich haben Talkshows und Satireshows mehr bezahlte Mitarbeiter für Einschaltquoten-Optimierung als renommierte Lehrstühle oder Organisationen. Der Sachverständigenrat hat 14 Mitarbeiter laut Webseite (Abruf am 28.9.2022) und sucht Studenten-Praktikanten für Projekte. Der Weltklimarat arbeitet ehrenamtlich. Die Stiko (Ständige Impfkommission arbeitet ehrenamtlich … in einer Pandemie). Die Kontrollgremien für den Öffentlich rechtlichen Rundfunk arbeiten ehrenamtlich. … Was soll dabei herauskommen.
Der Abspann von Mitarbeitern von Lanz, Plasberg, heute-Show (Satire) nimmt quasi kein Ende.
Finde den Fehler.
Das Ergebnis:
Abgestimmte und fachbereichsübergreifende Daten hinsichtlich der 8 Menschheitsaufgaben (zu denen ich die Ernährungskrise als Basis für die wachsende Ungleichheit hinzufügen werde), sind kaum zu bekommen. Datenerhebung fällt dem Präventionsparadoxon zum Opfer. Ordentliche Daten kosten. Solange sie nicht gebraucht werden, sind diese Kosten ohne sichtbaren Nutzen. … bis zur Krise: Klima, Pandemie, Bildung, etc.
(Wir brauchen eine Nordpolexpedition im Jahr 2020, weil wir keine Daten haben. Wir wissen noch nicht einmal wie viele Lehrer wir brauchen, schicken sie aber vor den Sommerferien in die Arbeitslosigkeit. etc.)
Jeder Praktiker kennt das GiGo-Prinzip: „Garbage in – Garbage out“. – Unsere politisch-gesellschaftlichen Rahmenbedingungen haben dieses Problem zum „Shi-Sho-Prinzip“ verstärkt: „Shit in – Shit out“.
Planungswüste
Wenn die ersten beiden Voraussetzungen erodiert sind, kann man keine ordentliche Planung erwarten. Man kann dann auch in einer VUKA-Welt nicht simulieren: „Was wäre wenn, …“
Wie konnten wir so überrascht werden?
· Corona
· Klimakrise
· Energiekrise
· Demokratiekrise
· Kommende Hungerkrise (ja, kommt und zwar vorhersehbar)
· …
All das vorhersehbar: Zwar nicht genau wann, wo, wie stark. Aber doch mit zunehmender Wahrscheinlichkeit. Und im Risikoausmaß simulierbar!
#Mengengerüste stellen die notwendige Voraussetzung für Simulation, Planung, Prognose, Sensitivitäten, Risikomanagement dar.
Prozesswüste
Wenn das Verständnis bereits für die grundlegenden Zusammenhänge fehlt, sollte man nicht noch die Königsdisziplin erwarten, dass man die Wirkungen dann auch noch in akut, mittel- und langfristig unterscheiden kann. Das Problem: Die Zeit ist linear. Man kann Zukunft nicht VOR der Gegenwart haben. Man muss – wie bei Todesfällen durch die Trauer – durch die Gegenwart hindurch, sonst gibt es keine Zukunft. Das wiederum – eigentlich ein No-Brainer – bedeutet, man kann den zweiten Schritt nicht vor dem ersten tun. Und der erste sollte jedenfalls nicht in die entgegengesetzte Richtung zur Lösung laufen.
Die Fragen sind dieses Mal implizit:
Wie konnte es zu dieser Verwüstung kommen?
… obwohl die notwendigen Erkenntnisse da sind!
Demnächst:
Wie wir die nächsten Schritte richtig machen können.
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