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Trumps.Kartenhaus.Verstehen.(Ver)Handeln.Gewinnen

von Marcus H.V. Lohr

 

Ein Kartenhaus aus Dollar und Drohnen

 

Donald Trump wirkt auf viele erratisch. Doch hinter seiner Politik könnte eine strategische Logik stehen – wenn man wollen würde, wo zu suchen wäre: HIER!

 

https://www.hudsonbaycapital.com/documents/FG/hudsonbay/research/638199_A_Users_Guide_to_Restructuring_the_Global_Trading_System.pdf

 

Und nein: Ich bin kein Trump Fan.

Und ja: Trump is Reality. Deshalb sollte man ihn als 2. mächtigsten Mann der Welt versuchen zu verstehen.

 

Einschub: Zusammenhang mit China und dem Untergang der USA

https://www.upcycl-ing.de/2025/04/13/zwischen-thukydides-und-gibbon-das-geopolitische-dilemma-unserer-zeit-l%C3%B6sungen-mit-ki/

 

Während Medien sich auf seine Tweets, Gerichtstermine und Zölle konzentrieren, gerät der strukturelle Kern seiner Agenda aus dem Blick: der Umbau der globalen Wirtschaftsordnung.

 

Trump sieht die USA nicht nur als Nation, sondern als Betreiber eines "globalen Systems" – bestehend aus zwei öffentlichen Gütern:

 

  1. Der US-Dollar als Weltreservewährung: Ein sicherer Hafen für Kapitalflüsse weltweit.
  2. Das US-Militär als globale Sicherheitsgarantie: Schutzschild für Demokratien, Handel und Seewege.

Beides kostet die USA Geld, geopolitische Energie und innenpolitische Stabilität. Beides wird aus Trumps Sicht von der Welt ausgenutzt, ohne angemessene Gegenleistung.

"America First" war nie nur ein Slogan – es ist die Kampfansage, für diese Leistungen endlich bezahlt zu werden.

 


 

Die Triffin-Schlinge: Ein System in der Falle

 

Der Ökonom Robert Triffin erkannte bereits 1960 das Dilemma der Weltreservewährung:

  • Wer globale Liquidität bereitstellen will, muss stetig Defizite machen.
  • Doch wer Defizite macht, verliert irgendwann das Vertrauen.

Das nennt man das Triffin-Dilemma. Die USA stecken mitten drin:

  • Die Schulden steigen.
  • Die Zinsen steigen.
  • Das Vertrauen sinkt.

Während also alle von "Rezession" sprechen, könnte es sich in Wahrheit um das langsame Finale eines Weltfinanzsystems handeln, das seit Bretton Woods auf dem US-Dollar ruht.

 


 

Diagnose: Die USA als überdehnter Systemgarant

 

1. Die öffentlichen Güter

  • Reservewährung = Vertrauen – das passt nicht mit hohen Zinsen zusammen.
  • Militärschutz = Allianzen – doch das Vertrauen in die USA als Partner schwindet durch Druck auf die NATO und Drohungen, Waffen-Clouds zu deaktivieren.

2. Triffin-Dynamik

  • Die USA müssen Defizite machen, um Weltliquidität zu liefern.
  • Doch diese Defizite zerstören auf Dauer die Grundlagen des Systems.

3. Innenpolitische Erosion

  • Die industrielle Basis in den USA bröckelt.
  • Besonders Trumps eigene Wählerschicht in den "Flyover States" leidet.

 

Trumps Drei-Punkte-Korrektur

 

Trump versucht, das System mit drei großen Hebeln zu korrigieren:

  1. Dollar abwerten – um die Industrie wettbewerbsfähiger zu machen.
  2. Staatsverschuldung neu strukturieren – längere Laufzeiten, niedrigere Zinsen.
  3. Zölle einführen – als Einnahmequelle und protektionistisches Re-Industrialisierungsprogramm.

Doch diese Strategie hat Brückenpfeiler aus Sand:

  • Zölle erhöhen die Preise – also Inflation.
  • Trumps persönliche Unberechenbarkeit konterkariert jedes Strategiepapier.
  • Sein autoritärer Kurs untergräbt das Vertrauen in die politische Stabilität der USA.

 

China: Der strategische Gegenspieler

 

Während die USA taumeln, stellt sich China klammheimlich neu auf:

  • Dollarbestände halbiert: Nur noch 760 Mrd. $ US-Staatsanleihen seit 2013 bei erhöhtem Überschuss.
  • BRICS+ als Gegengewicht: Aufbau alternativer Zahlungssysteme.
  • BIP nach Kaufkraft überholt die USA.
  • Technologisch führend in KI, Solar, Batterien, kritischen Rohstoffen.
  • Militärisch aufgerüstet, insbesondere zur See.

China hat verstanden, was Trump fühlt: Die Weltordnung kippt – und beide Großmächte bereiten sich auf das Danach vor.

 


 

Ausblick: Strategie statt Schlagzeilen

 

Die medialen Diskussionen kreisen um Symptome. Doch wer Trumps Politik verstehen will, muss das System dahinter erkennen.

 

Aufgabe für eine strategische Analyse:

  1. Trumps Strategie verstehen (Primärquelle: Mar-a-Lago Accord).
  2. Logische Lücken aufdecken.
  3. Sollbruchstellen des Systems identifizieren.
  4. Andere Großspieler (China, Indien, ...) systematisch einordnen.

Nur auf dieser Basis lassen sich fundierte Reaktionen entwickeln – und vielleicht: eigene Ideen für eine neue Ordnung.

"Man kann Trump ablehnen. Aber man sollte ihn nicht unterschätzen."

 


 

Denkansatz zur Dollarfrage:

 

Oft wird auf den scheinbaren Widerspruch zwischen einer Dollarabwertung (gewollt durch Trump) und gleichzeitig notwendiger Dollarstabilität hingewiesen. Hier ein ökonomischer Denkansatz, der das missing link zu Trumps erratisch erscheinender Politik sein könnte:

 

Das US-BIP besteht zu rund 62% aus privatem Konsum (C).

 

Wenn man also vereinfacht sagt:


C = Summe von (c/$) × $

über die Gesamtwirtschaft,

 

C = Konsum auf Landesebene

c = Konsum auf Ebene der Einzeltransaktion

c/$ = Kaufkraft bezogen auf das Einzelprodukt

$ = Gesamtkaufkraft

 

dann wird die Inflation aufgrund der Zölle nach bestehender Erfahrung zunehmen, weil der reale Gegenwert pro Dollar (c/$) sinkt.

 

Aber nach Trumps strategischer Überlegung:

Wenn die Anzahl der im Inland erwirtschafteten Dollars stärker steigt, insbesondere durch gutbezahlte Industriearbeit (statt prekärem Dienstleistungssektor - Industrie statt Burger braten), könnte dies das Gleichgewicht stabilisieren. Die Relation der im Inland zirkulierenden Dollars gegenüber den exportierten oder spekulativen Dollarflüssen würde sich verschieben – mit potenziell stabilisierender Wirkung.

Zusätzlich könnten technologische Entwicklungen (BigTech, Elektrifizierung, Präzisionsfermentation etc.) die Kostenstruktur deflationär beeinflussen. Hier hätte Trump jedoch Nachholbedarf – z.B. beim Verständnis disruptiver Technologien à la Tony Seba. Dies wurde auf diesem Blog hinlänglich dargestellt.

 

 

Anmerkung - 2 Amtszeiten Trumps:

Die Schwierigkeit einer glaubwürdigen Selbstbindung der US-Politik unter Trump führt bereits zu Bestrebungen aus seinem Umfeld, über zwei Amtszeiten hinaus zu regieren.

 

Quelle: 

https://www.hudsonbaycapital.com/documents/FG/hudsonbay/research/638199_A_Users_Guide_to_Restructuring_the_Global_Trading_System.pdf

 

Zusammenhang mit China und dem Untergang der USA

https://www.upcycl-ing.de/2025/04/13/zwischen-thukydides-und-gibbon-das-geopolitische-dilemma-unserer-zeit-l%C3%B6sungen-mit-ki/

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