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EKS-Kurs – Gas ist hauptsächlich Wärme (2)

von Marcus H.V. Lohr

Was Haushalte selbst in der Hand haben

Was können Haushalte tun? Wenn die Preise explodieren, muss man an den Mengen sparen. Wir haben auch Beiträge zur sogenannten Substitutions-Elastizität (Was kann man ersetzen?) auf diesem Blog.

Die Einsparpotentiale nach Hebeln, geordnet nach Potential:

1.      Heizung vor Warmwasserverbrauch vor Strom.

Bei der Abwägung hängt es natürlich von vielen Einflussfaktoren ab. Stromeinsparung entlastet insbesondere den Geldbeutel, aber hinsichtlich der Gasverbrauchsschonung nur mittelbar (10% des Gases werden verstromt) und wirkt daher in geringerem Umfang über die Substitutions-Effekte gegen die Gasknappheit.

2.      Energetische Sanierung. Das reduziert den Wärmebedarf pro Quadratmeter am meisten. Das dürfte allerdings für diesen Winter zu spät sein. Und nicht jede/r kann das selbst entscheiden und finanzieren. Insbesondere einkommensschwächere Familien nicht.

 

3.      Eigene Energiequellen, etwa Kamin oder eigene Energieherstellung: Wärmepumpe, Photovoltaik, etc. – Auch dafür dürfte es erstens zu spät sein, und zweitens haben nicht alle die Entscheidung (als Mieter) und/ oder die Mittel, das kurzfristig umzusetzen.

Die Grafik, die den Gasverbrauch der Intensität nach ordnet ist wie folgt zu lesen: Warmwasserverbrauch dürfte in den meisten Haushalten das Jahr über relativ konstant sein. Natürlich muss im Winter etwas kühleres Wasser über eine etwas größere Temperaturdifferenz angewärmt werden. Aber die Heizung macht den größten Teil des Energieverbrauchs aus. Die verbrauchte Energie hängt also davon ab, wie sehr wir die Heizung hochdrehen und wie kalt es draußen ist und wie viele Quadratmeter wir wie lange heizen. Die Grafik ordnet die Heiztage,  an denen wir am meisten Heizwärme verbrauchen von ganz links bis zu denen im Sommer ganz rechts, an denen wir nur noch Warmwasser verbrauchen.

4.      Wohnraum reduzieren. Das hört sich erst einmal zynisch an und könnte ein Vorschlag einer gewissen Partei sein. Aber wenn man den Punkt etwas sachlicher betrachtet, ist die Frage: Müssen alle Räume in etwa gleich beheizt sein? Möglicherweise kann man einzelne Räume stärker reduzieren als andere. Oder nur dann heizen, wenn benötigt. Wir haben seit Jahren unseren Heizkörper in der Küche stillgelegt, weil er einfach überflüssig war. Im Bad haben wir tagsüber nur „überschlagen“ und heizen zum Duschen vorher etwas hoch.

5.      Jedes Grad Raumtemperatur weniger bringt etwa 6-7% Einsparung. Bei 2°C sind das bereits 12-14%. Das lässt sich aus der Wärmelehre ableiten. Und das ist ein richtig großer Hebel.

6.      Die Sache mit der Schimmelbildung: Stoßlüften. Schneller Luftaustausch. Fenster wieder schließen, sobald sich kein Kondenswasser mehr an den Fenstern niederschlägt. Länger ist nicht erforderlich. Ansonsten keine Fenster dauerhaft offen lassen, da kommt die kalte Luft rein und schlägt sich an den kältesten Ecken nieder. Das gibt dann Schimmel.

7.      3 Minuten Warmwasser für’s Duschen bedeuten 1 KWh (ca. 10 Liter pro Minute und Erhitzung von 10°C auf 40°C). Die Reduzierung des warmen Wassers von 5 auf 2 Minuten bei 4 Köpfen in einer Familie könnte sich dann schon auf der Jahresrechnung bemerkbar machen. (Wenn die Energie aus Strom wäre und nicht aus Öl oder Gas, wäre das fast der halbe Jahresverbrauch: 4 Köpfe x 365 KWh = rund 1.500 KWh).

 

Die folgende Tabelle zeigt die Größenordnungen. (Der durchschnittliche Wohnraum pro Person liegt laut Statista-Google bei rund 47 m²). Damit es einfach zu rechnen bleibt, wird mit einer 100 m² Wohnung gerechnet. Man kann also für ein Zimmer mit 10 m² die Zahlen einfach durch 10 teilen oder für ein Wohnzimmer mit 20 m² durch 5.

 

Der erste Aha-Effekt für einige dürfte sich durch die Menge der verbrauchten Energie ergeben. Während ein durchschnittlicher 3 bis 4-köpfiger Haushalt etwa 3.500 KWh Strom pro Jahr verbraucht, (wenn er keine Wärmepumpe oder Elektro-Auto hat), so geht doch für die Heizung bei durchschnittlicher Isolierung ein Vielfaches an Energie durch die Leitungen.

 

8.     Bezüglich Strom: Vielleicht bekommen Sie ja noch einen lieferfähigen modernen Kühlschrank in angemessener Lieferzeit. Hier kann man durchaus bis zu 300 KWh pro Jahr gegenüber alten Modellen einsparen. Wenn der Strom in Richtung 0,40 €/KWh geht, bedeutet das 120 Euro pro Jahr. Ein Kühlschrank hat ja eine Lebensdauer von bis zu 20 oder gar 25 Jahren. – Da müsste ggf. auch bei Sozialämtern – und das wäre eine Anregung an die Politik – eine Möglichkeit für die bedürftigeren Haushalte bestehen.

Im Übrigen lohnt es sich zu informieren, wie man einen Kühlschrank einräumen sollte, damit er möglichst wenig Energie verbraucht.

Größere Verbraucher, wie Wasch- oder Spülmaschine, in der Nacht laufen lassen, wenn die Stromnachfrage niedrig ist, ist auch eine Möglichkeit, die Stromrechnung zu reduzieren.

9.      Und dann der Verkehr, das liebe Auto. Bereits zu Beginn dieses Blogs upcycl-ing.de haben wir diesbezüglich einen Artikel geschrieben. Hier geht’s zum Link. – Was man beim Sprit spart, entlastet den Geldbeutel. Und hinsichtlich der eingesparten Energie und der Kosten liegt das Auto auch sehr weit vorne. Und wenn es ganz besonders eng wird: Fahrgemeinschaften sparen gefahrene Kilometer und vertiefen vielleicht sogar nachbarschaftliche Beziehungen (wer will, im Winter in Eigenverantwortung mit Maske).

10.   Das alles sind nur Vorschläge.

Im Ergebnis bedeutet das:

In Zeiten der Knappheit und teurer Versorgung ist jede gesparte Energie-Einheit (KWh) die beste.

Ja, das ist alles sehr kleinteilig.

Das liegt leider in der Natur der Sache. Wenn die lebensnotwendigen Güter knapp sind, kostet es viel Zeit und Anstrengung diese lebensnotwendigen Funktionen zu erfüllen.

Was wir gerade erleben ist ein psychologischer Vorgeschmack des Zurückfallens ins vorindustrielle Zeitalter, wo man sich um sein tägliches Brot sehr bemühen musste. Die bittere Ironie: Das hätte nicht mehr sein müssen.

Es zeigt erstens, dass ohne Energie nichts läuft. Denn Energie ist Leben. (BLOG zur Vertiefung). Es zeigt zweitens, dass wir aufgrund unseres unbedachten Umgangs diese Energie bislang als zu selbstverständlich benutzt haben. Dieser Winter ist daher eine Herausforderung.

Die gute Nachricht: Wir haben die Mittel das zu meistern.

Aber das kostet Energie. Insbesondere Wollens-Energie!

Im nächsten Beitrag geht es zunächst um die Mengen-Einordnung, um Panikmache den Boden zu entziehen.

Und im übernächsten Beitrag darum, was Sie an der Preisfront tun können.  

 

Disclaimer:

Die hier gezeigten Vorschläge können nur Anregungen bieten, Beispiele sein und zeigen, dass es sich lohnt sich zu informieren und die Ratschläge für sich zu bewerten und anzuwenden.

Wir sind keine Energieberater. Dieser Beitrag ist ein Nebenprodukt unserer Beschäftigung mit den großen Menschheitsaufgaben, unter denen Energie und Klima und Strom als sauberste Energieform nicht mehr zu trennen sind. Wir teilen diese Erkenntnisse und Erlebnisse gerne, aber wir können keine Garantien dafür geben. Die Ratschläge sind aus der Praxis und mit dem gesunden Menschenverstand. Jede/r muss das für sich anpassen.

Die Beiträge zeigen aber die Größenordnungen, wo und wie man ansetzen kann.

 

 

In der übergeordneten Reihe Leben = Energie x Klima x Strom behandeln wir das Thema hinsichtlich seiner Hintergründe.

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