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Systemlösungen – First Principles des Arbeitsmarktes

Sind wir alle noch normal? – Wie lange noch? – Mengengerüste der Wahrscheinlichkeit.

8.6.2025 von Marcus H.V. Lohr

Ein paar zukunftsrelevante Fragen:

Ist Ihr Job noch zukunftsfähig. – Was macht Sie da so sicher? – Wenn ja, wie lange noch? – Wie lange, glauben Sie, können Sie dieser Beschleunigung noch Stand halten? – Wissen Sie, was „unnecessary eaters“ sind? – Und wann Sie vielleicht dazu gehören? – Wer zahlt dann für das Essen?

In der englischen Sprache gibt es in diesem Kontext bereits das Wort: „unnecessary eaters“ (unnötige (Mit)Esser). Das Wort kommt aus dem Silicon Valley, denn die bauen dort Plattformmodelle, die die meisten menschlichen Erwerbsberufe disruptieren werden.

 

In diesem Beitrag werden die Haupteinflussgrößen auf den Arbeitsmarkt beschrieben bzw. aus anderer Perspektive, die Wahrscheinlichkeit für Arbeitnehmer in diesem Arbeitsmarkt erfolgreich sein zu können. Anders als im Mainstream, in dem die Effekte der Disruption der technologischen Entwicklung und der exponentiell entstehenden Plattformmodelle meistens ausgeklammert werden.

 

Im Folgenden wird auf Basis von first principles entwickelt, warum wir als westliche Gesellschaften grundlegend Arbeit, Rente, Gesundheit, etc. neu denken müssen:

1.      Wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Erfolg hängen im Wesentlichen von 2 Hauptfaktoren (Dimensionen) ab:

1.      Kompetenz, Können, Talent, Begabung in der einen Hauptdimension und

2.      Einstellung, Disziplin, Tugenden, Arbeitsethik in der zweiten Hauptdimension.

2.      So unterschiedlich und individuell, wie die Menschen auch sind, so gelten bezüglich des jeweiligen Marktwertes auf dem Arbeitsmarkt oder in der Wirtschaft dann aber doch gewisse allgemeine vergleichbar machende Maßstäbe.

(Exkurs: Den Bemühungen der Individualisierungs- und Selbstoptimierungsszene zum Trotz scheint in der Praxis immer noch die Basis des gleichmachenden Schulsystems, insbesondere in Deutschland zu gewinnen … Preußen brauchte „funktionierende“ Soldaten und sonstige Untertanen. Und so funktioniert unsere „Ausbildung“ bis heute).

Vereinfacht und ausreichend für das hier abgeleitete Modell kann man sagen, es gibt in jeder Ausprägung typische „Normalverteilungen“. Das hat der große Mathematiker Carl Friedrich Gauß in der Gauß’schen Normalverteilung, die einst den 10 DM-Schein zierte, schön dargestellt. Auch bekannt als Glockenkurve.

Ein Bild, das Reihe, Diagramm, Text enthält. KI-generierte Inhalte können fehlerhaft sein.

Gauß’sche Normalverteilung (Glockenkurve), erstellt mit Chat GPT

Es gibt sehr wenige extrem schlechte oder extrem gute Performer. Von den Extremen steigt der Anteil dann jeweils zur Mitte bis zum Mittelwert an.  

3.      Beide Dimensionen sind dynamisch über die Zeit.

1.      Technologischer Fortschritt und menschliche Erfahrung verschieben die Kurve der Kompetenz jeweils im absoluten Niveau heben, das bedeutet nach rechts. – Was Newton und Kant sich vor hunderten Jahren hart aus dem Nichts erarbeiteten, stehen wir heute auf den Schultern dieser Riesen und deren Lernkurve steht in Schulbüchern.

2.      Die Kurve der Disziplin und Einstellung ist ebenfalls verschiebbar, aber in deutlich geringerem Maße als die des rein technologischen Fortschritts. Das liegt bereits an der simplen Tatsache, dass der Tag nur 24 Stunden hat.

4.      Beide Dimensionen sind komparative Größen im Wettbewerb. Die Frage ist: Wer ist der Wettbewerb?

1.      Regional, national, international?

Hier erkennen wir im internationalen Vergleich allerdings mit PISA-Tests wieder eine Entwicklung nach unten, das bedeutet Verlust an Wettbewerbsfähigkeit auf menschlicher Ebene.

2.      Mensch, Mensch+Maschine, Maschine

Hier erleben wir eine Beschleunigung durch Maschinen (KI, AGI, Robotik, Automatisierung), welche die menschliche Anpassungsfähigkeit bei weitem übersteigt. Das gilt körperlich wie geistig.

Menschen benötigen Pausen zur Erholung. Das menschliche Herz hat eine Kompressionsphase (1/3) und eine Erholungsphase (2/3). Der gesamte Organismus braucht Schlaf, insbesondere das Gehirn, auch wieder im ähnlichen Verhältnis 1/3 zu 2/3.

Eine Maschine, die gut eingestellt ist, kann rund um die Uhr die eingestellte Leistung erbringen (24/7/365), abzüglich gewisser Wartungsstillstände.

Der Mensch kann das systematisch nicht gewinnen.

Ein weiterer komparativer Nachteil des Menschen ist: Jeder Mensch muss sich seine individuelle Lernkurve selbst erarbeiten. Ein Netzwerk von Maschinen nur ein einziges Mal, und die Lernkurve steht dem gesamten Netzwerk zur Verfügung.

Der Mensch kann auch das systematisch nicht gewinnen.

3.       Wenn man beide Wettbewerbskonzepte Konzepte kombiniert, insbesondere international und maschinengestützt, sehen wir die Hauptkonkurrenten technologisch und geopolitisch in China, USA, Indien, …

5.      Wenn wir nun beide Dimensionen (Kompetenz und Einstellung) in einer Art Spielfeld für die Wettbewerbsfähigkeit aufspannen wollen - Kompetenz waagerecht und Einstellung senkrecht – dann ergibt sich folgendes Bild:

Ein Bild, das Text, Diagramm, Reihe, Zahl enthält. KI-generierte Inhalte können fehlerhaft sein.

 

Oben rechts

Oben rechts im Spielfeld sehen wir höchste Kompetenz mit höchster Disziplin und Antrieb (smart & fleißig). Das mögen Vorbilder sein wie Einstein, große Schriftsteller, Unternehmer, Staatsmänner, etc.

Ein Bild, das Text, Screenshot, Rechteck, Reihe enthält. KI-generierte Inhalte können fehlerhaft sein.

 

Unten links

Unten links im Spielfeld sehen wir niedrigste Kompetenz und niedrigste Motivation.

Dieser Teil der Bevölkerung innerhalb der Gauß-Normalverteilung ist in dieser Form bereits heute nicht im Arbeitsmarkt zu vermitteln.

Ein Bild, das Text, Screenshot, Rechteck, Reihe enthält. KI-generierte Inhalte können fehlerhaft sein.

Es gibt aber heute (2025) noch die Möglichkeit sich als Menschen aus diesem untersten Teil heraus in die untere Mitte des Spielfelds zu entwickeln, zunächst entlang der Achse der Disziplin und Einstellung. Selbst ohne Kompetenz gibt es mit Disziplin und Willen noch Arbeiten, die gemacht werden können. Man nennt das prekäre Jobs. Das sind bislang Jobs wie Werbeblätter austragen oder Reinigungs-Services.

Parallel können solche Menschen mit viel Disziplin sich auch auf der Kompetenz-Treppe nach oben arbeiten. Das ist sehr mühsam, insbesondere, wenn es berufsbegleitend ist.

Das ist die Geschichte aus dem letzten Jahrhundert der USA „vom Tellerwäscher zum Millionär“.

Aber gibt es diesen Pfad heraus aus diesen prekären Verhältnissen immer noch?

Und wenn ja, wie lange?

Ich halte die Argumentation für zunehmend zynisch und menschenverachtend.

Wir sollten zwingend und dringend #Mengengerüste erheben, um das Ausmaß abschätzen zu können.

Niemand will in die untere linke Ecke. Weder geschoben werden noch dort gestrandet bleiben. Gleichwohl ist aufgrund der technologischen Entwicklung davon auszugehen, dass bezahlte Arbeitsplätze in diesem Teil des Spielfelds vollständig wegautomatisiert werden.

In der englischen Sprache gibt es in diesem Kontext bereits das Wort: „unnecessary eaters“ (unnötige (Mit)Esser). Das Wort kommt aus dem Sillicon Valley, denn die bauen Plattformmodelle, die die meisten menschlichen Erwerbsberufe disruptieren werden.

 

Einschub: Gedankengang während des Schreibens:

Wahrscheinlich ist die Investition einen teuer bezahlten Verwaltungsjob durch KI zu ersetzen kurzfristig rentabler als eine Reinigungskraft durch Roboter im Schichtdienst.

Roboter, die perspektivisch Reinigungskräfte vollständig ersetzen könnten, werden den Markt aus Kostengründen wahrscheinlich erst von oben erobern müssen: zuerst Militär, danach Industrie, zum Schluss allgemeine Anwendungen.

Das hat mit Lernkurve, Skalenvorteilen und Kostendegression zu tun, bis die Kosten so weit unten sind, dass sie die billigsten Löhne substituieren können.

Es wird Zwischenstufen geben, vgl. Saugroboter..

Wirtschaftlich noch interessanter ist wahrscheinlich an der Substitution der höheren Löhne anzugreifen.

KI kann dadurch hochpreisige geistige Berufe möglicherweise sogar schneller durch Profitabilität verdrängen als die ‚unteren‘ in unserer Gesellschaft weniger vergüteten (wertgeschätzten) Jobs.

Langfristig wird es aber ohnehin die meisten Berufsgruppen treffen aus oben genannten Prinzipien: 24/7/365 und nur 1x Lernen für das Gesamtnetzwerk.

Bleiben werden die vergleichsweise wenigen Gewinner der Plattformgeschäftsmodelle der KI und Robotik.

 

„Wie bei vielem: Zur Zukunftsgestaltung fehlen uns die belastbaren Mengengerüste, das heißt simulationsfähige Daten. Und das, obwohl die Gesellschaft durch Bürokratieanforderungen stranguliert ist.“ (Marcus H.V. Lohr)

 

Bisherige Blogbeiträge der Serie Bürokratieabbau

https://www.upcycl-ing.de/2024/12/23/weniger-bürokratie-mehr-zukunft/

https://www.upcycl-ing.de/2024/12/25/1-kapitel-bürokratieabbau-es-ist-nicht-zu-früh/

https://www.upcycl-ing.de/2024/12/26/2-kapitel-manifest-für-bürokratieabbau/

https://www.upcycl-ing.de/2024/12/30/3-kapitel-ausgangspunkte-für-bürokratieabbau/

https://www.upcycl-ing.de/2024/12/31/4-kapitel-parkinsons-gesetze-und-die-stilblüten-der-bürokratie/

https://www.upcycl-ing.de/2024/12/31/5-kapitel-kurze-geschichte-der-bürokratie/

https://www.upcycl-ing.de/2024/12/31/neujahrsvorsatz-mit-zuversicht-bürokratie-abbau-statt-demokratie-abbau/

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Die Mitte des Spielfelds

Das ist auf Deutsch der Otto-Normalbürger.

Mann sollte sich leicht vorstellen können, wie dieses Habitat, welches sich nach dem 2. Weltkrieg ständig durch Wohlstand erweitert hat, nun zunehmend unter Druck kommt.

Dies betrifft die Mitte und Masse der Gesellschaft.

Die Einflüsse sind, wie oben beschrieben, international (aufstrebende Gesellschaften) sowie technologiegetrieben (KI/Robotik).

 

„Der Gauß’sche Mittelbauch finanziert in Deutschland fast alles: Mehrwertsteuer durch Konsum, den größten Teil der Lohn und Einkommensteuer, der Rentenbeiträge, Krankenversicherung, Pflege, … und dieser Mittelbauch wird den Gürtel zukünftig enger schnallen müssen als der Gürtel Löcher hat.“ (Marcus H.V. Lohr)

 

6.      Wie geht das weiter?

Zur Vorhersage, wie es weiter geht, ist der Zwischenschritt nötig, die exponentielle Kraft der technologischen Entwicklung zu verstehen.

‚Unsere‘ aktuellen Modelle für Arbeitsmarkt, Wirtschaft, Gesellschaft und Staat haben noch nicht annähernd die Dynamiken der Entwicklung eingepreist.

Das wird ebenfalls ausführlich auf diesem Blog hergeleitet.

 

Hier die Serie zur KI:

https://www.upcycl-ing.de/2023/12/03/wir-müssen-reden-agi-die-zukunft-der-zukunft/   

https://www.upcycl-ing.de/2023/11/26/blockierter-staatshaushalt-und-die-lösung-dafür/

https://www.upcycl-ing.de/2023/08/15/lösungen-durch-ki-wertebasierteki/

https://www.upcycl-ing.de/2023/08/15/quadraturderkreise-kialsproblemlöser/

https://www.upcycl-ing.de/2023/08/12/ki-oder-was-bedeutet-%C2%BC/

https://www.upcycl-ing.de/2023/07/20/realitätsversifft-natürlich-ki-in-10-akten/

https://www.upcycl-ing.de/2023/06/11/ai-s-moment-oppenheimer-turing-or-what/

https://www.upcycl-ing.de/2022/12/11/lösung-oder-disruption-ski-smarte-künstliche-intelligenz/

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Im Ergebnis wird das Plattformgeschäftsmodelle begünstigen. Menschen werden sich in einem ersten Schritt in Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt sehen, die moderne Tools aus künstlicher Intelligenz und Robotik für sich nutzen können.

Im nächsten konsequenten Schritt werden die meisten Menschen in unseren aktuellen Systemen immer teuer und Maschinen immer billiger.

„Der Zeitraum, wann es keine menschliche Tätigkeit oder Fähigkeit mehr geben wird, Kreativität und Emotionen eingeschlossen, die eine Maschine nicht besser könnte, rückt immer näher, 2027? 2029? … Der nächste Schritt ist dann, ab wann diese technologische Überlegenheit billiger sein werden als menschliche Arbeit. Und hier stehen ‚wir‘ uns wieder selbst durch zu teure Systeme im Wege.

(Marcus H.V. Lohr)

 

Wenn wir diese #first-principles in das hier entwickelte Modell der Hauptdimensionen menschlicher Arbeit einfassen, ergibt sich, dass sich das Spielfeld verschiebt.

 

Ein Bild, das Text, Diagramm, Reihe enthält. KI-generierte Inhalte können fehlerhaft sein.

 

Das bedeutet, dass die meisten Menschen im bisher existierenden Spielfeld des Arbeitsmarktes in absehbarer Zukunft (progressiv maximal in 5-10 Jahren) immer weniger Platz finden werden.

 

„Vor dem Hintergrund der technologischen Entwicklung (KI, Robotik, Automatisierung) gibt es viele Fragen und es ist eine wichtige Frage, warum diese Fragen nicht gesellschaftlich diskutiert werden.“ (Marcus H.V. Lohr)

 

Mit etwas Anpassung wird man dieses Modell auch von der Betrachtung von Einzelpersonen auf Unternehmen und Staaten übertragen können.

 

 

In den nächsten Blogs wird abgeleitet, warum unsere Systeme des Arbeitsmarktes nicht auf die hier beschriebene Disruption vorbereitet sind und welche Ansatzpunkte es für Lösungen gibt.

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